Buchpräsentation «Sprechende Wände». Häftlingsinschriften im Gefängnis Leistikowstraße Potsdam 

Heute fand in der gut besuchten Gedenk- und Begegnungsstätte Leistikowstraße in Potsdam die Präsentation des Buches "Sprechende Wände" (Metropol Verlag) statt. An dem Band, haben unter der Koordination von Gedenkstättenleiterin Ines Reich und ihrer Mitarbeiterin Maria Schultz eine ganze Reihe von Menschen mehrere Jahre lang gearbeitet. Dazu zählte auch ich, der zusammen mit Bianca Schröder einen Beitrag über die "Eberswalder Gruppe" um Hans Erdler und Dr. Gerhard Ramlow geschrieben hat.

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Einladung zur Buchpräsentation
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Ramlow, vor 1945 Autor von militaristischen Publikationen und später im NS-Geheimdienst "Forschungsamt" tätig, wurde ebenso wie Erdler, der im rechten Untergrund der Weimarer Republik und dem rechtsgerichteten Widerstand gegen das "Dritte Reich" anzutreffen gewesen war, hingerichtet. Erdler war nicht nur Freikorpskämpfer gewesen und hatte am Kapp-Putsch teilgenommen, sondern war 1923 auch im Ruhrkampf mit einem von ihm gebildeten Sabotagetrupp in Sprengstoffanschläge und Attentate verwickelt gewesen. Später reüssierte er als Spezialist für den operativen Kleinkrieg und bildete vor 1933 Hunderte SA-Führer in Wehrsportlagern aus.


Die "Eberswalder Gruppe", der nicht nur Männer vom Schlage Erdlers und Ramlows angehörten, sondern auch Personen wie das wesentlich jüngere Lehrerehepaar Hermann und Giesela Hoeber oder der Theologiestudent Axel Schröder zugerechnet wurden, hatte belegbare Verbindungen zum britischen Secret Service und zur "Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit". Teile der Gruppe bereiteten sich offenbar gezielt auf den Kriegsfall vor, der vor dem Hintergrund des Koreakrieges in ähnlicher Art und Weise auch im geteilten Deutschland für möglich gehalten wurde. Mit Ramlow und Erdler wurden im Spätsommer 1950 34 weitere Personen verhaftet. Mindestens 35 Personen wurden von sowjetischen Militärtribunalen in mindestens 13 Einzelprozessen verurteilt, 18 davon zum Tode. 17 Todesurteile wurden vollstreckt.


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Der Band kann sich sehen lassen. Er ist aufwendig gestaltet. Auch die Präsentation war gelungen. Die Musik von Jaspar Libuda war apart. Der Vortrag von Ines war interessant und abgewogen. Über den weiteren Inhalt schreibe ich hier nichts. Das Buch ist käuflich zu erwerben und wird sich hoffentlich auch gut verkaufen.

 

Klappentext:

Im ehemaligen sowjetischen Untersuchungsgefängnis Leistikowstraße Potsdam haben sich 1500 Inschriften erhalten. Sie stammen vor allem von Deutschen und Sowjetbürgern, die die sowjetische militärische Spionageabwehr nach dem Zweiten Weltkrieg an diesem Ort unter menschenunwürdigen Bedingungen inhaftierte. Nach wie vor ist unbekannt, wie viele Personen der Geheimdienst an diesem Ort inmitten der Geheimdienststadt „Militärstädtchen Nr. 7“ in Potsdam zwischen 1945 und 1991 festhielt. Die Namenseinritzungen im Haftkeller des ehemaligen Gefängnisses sind in vielen Fällen die letzten Lebenszeichen von Frauen, Männern und Jugendlichen, die am Ende der Stalin-Ära von sowjetischen Militärtribunalen zum Tode verurteilt, nach Moskau verschleppt und dort erschossen wurden. Ihre Inhaftierung im Gefängnis Leistikowstraße konnte erstmals belegt und die Hintergründe der Verhaftungen im Kontext des Kalten Krieges ausführlicher dargelegt werden. Die Dokumentation der Inschriften liefert einen Beitrag zur Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels der Besatzungszeit. Ausgehend von den Inschriften und auf Basis umfangreicher Archivrecherchen in Deutschland, Russland, Polen und den USA rekonstruieren die Autoren 49 Schicksale ehemaliger deutscher Inhaftierter und liefern einen eigenen Beitrag zu den russischsprachigen Inschriften.

 

Ines Reich · Maria Schultz (Hrsg.), Sprechende Wände. Häftlingsinschriften im Gefängnis Leistikowstraße Potsdam, Reihe Forschungsbeiträge und Materialien der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Band 13, ISBN: 978-3-86331-147-6 , 464 Seiten · Hardcover, 29,90 Euro


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Berichterstattung

Neues Deutschland 02.04.2015

Berliner Zeitung 09.04.2015

Berliner Zeitung 10.04.2015

Die Welt 10.04.2015

 

Solveig Grothe, Gefängnisinschriften enträtselt. "Irmgard Gimperlein, Todesstrafe", Spiegel Online - Eines Tages, 02.07.2015

 

"2009 initiierte die inzwischen dort eingerichtete Gedenkstätte ein Projekt zur systematischen Erfassung dieser Botschaften. Man entdeckte Namen, Initialen, Worte, Zahlen, Zeichnungen. Rund 1500 Inschriften dokumentierten Restauratoren an den Innen- und Außenwänden des Hauses. Zeichen, die Jahrzehnte später halfen, Angehörige ehemaliger Insassen zu ermittelt, und die Schicksale spurlos Verschwundener aufzuklären. Ihre Lebensgeschichten finden sich zusammengefasst in dem 2015 im Metropol Verlag erschienenen Buch "Sprechende Wände. Häftlingsinschriften im Gefängnis Leistikowstraße Potsdam". Sie geben Aufschluss über die tatsächliche oder vermeintliche Verstrickung von Ostdeutschen in die Informationsbeschaffung alliierter Geheimdienste während der Nachkriegsjahre."

 

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